Schlagwort: lager

{Wolle für Flüchtlinge} Kleine Gesten die nachwirken

1-DSCN5960

Manch einer hat ja vielleicht schon mitbekommen, dass ich zur Zeit Wolle, Stricknadeln, Häkelzubehör und nun auch ganz neu Nähnadeln und -garn für die Flüchtlingsfrauen im Erstaufnahmelager Lebach sammele.

Ergeben hat sich das ganz nebenher aus der Kuchenaktion die ich vor einigen Wochen mit ein paar wirklich tollen Helferinnen und engagierten Frauen dort gemacht habe. Eine der Helferinnen, die sich im Lager ganz stark engagiert, erzählte mir, dass sehr viele Frauen gerne handarbeiten würden. Das brachte mich zum Nachdenken und mein eingebautes Sammlergen wurde aktiviert.

Wenn man den ganzen Tag auf engstem Raum mit anderen Menschen sitzt, kaum Möglichkeiten hat, etwas zu tun: wie schön müsste es da sein, ein wenig zu handarbeiten. Und so kam ich auf die Idee, gezielt nach Wolle und anderen Handarbeitsmaterialien zu suchen. In kurzer Zeit kamen viele Spenden zusammen und an dieser Stelle möchte ich all denen ein ganz herzliches Dankeschön senden, die mir Wolle und ähnliches vorbeigebracht, teilweise auch geschickt haben.

Dann berichtete die Saarbrücker Zeitung über die Aktion und auch hierauf erfuhren wir einen weiteren tollen Spendenboom. Vergangenen Donnerstag konnten meine Mama und ich zusammen mit meinem kleinen Backfräulein so das erste Auto voller Handarbeitssachen packen und ins Lager fahren.

Dort angekommen bekamen wir erst einmal Helferwesten und packten dann Kiste für Kiste aus und machten uns auf den Weg, die Wolle an die Frau zu bringen. Wir gingen einfach drauf los, sprachen (mit Händen und Füßen) die ersten Frauen an und waren schon bald umringt von strickbegeisterten Frauen. Und dann ging alles ganz schnell: während ich von Handarbeiten ja absolut gar keine Ahnung hatte und eher für das Erklären zuständig war (ich hätte mir vorher mal anschauen sollen was Wolle, Stricken oder Häkeln auf Englisch bedeuten), konnte meine Mama zielsicher die richtigen Nadeln herausgeben und das Backfräulein war in diesem Fall das Nadelmädchen, das den Beutel mit den ganzen Nadeln trug und verwaltete.

2-DSCN5961

Es hat uns sehr bewegt, wie dankbar die Frauen waren. Sie zeigten mit den wenigen deutschen Worten die sie schon kannten und auch mit vielen Gesten, was ihnen diese Aktion bedeutet hat. Und wir waren sehr gerührt, zu sehen, was man tatsächlich mit solch kleinen Gesten bewirken kann.

Selbst einige junge Männer konnten wir froh machen, die gerne einige der dickeren Nähnadeln für Tätowierungen nutzen wollen. Sicherlich auch eine Art der Beschäftigung und ich musste sehr schmunzeln, als ich endlich kapiert hatte, was mir die jungen Männer mitteilen wollten, als sie sich immer wieder auf den Arm mit dem Finger klopften. Aber auch die Frauen waren mit den wenigen Nadeln die wir hatten sehr dankbar und zeigten uns, dass sie damit kleine Löcher etc in der Kleidung flicken wollten.

3-DSCN5965

Deshalb suchen wir nun auch zusätzlich noch Nadel und Faden und was sicherlich ganz super wäre: es gibt doch diese kleinen Nähsets für unterwegs mit einigen Nadeln, Knöpfen, Garnen: so etwas könnten wir sehr gut zum Verschenken gebrauchen. Wolle etc suchen wir natürlich auch weiterhin.

Was mich sehr bewegt hat, waren kleine Gesten der Flüchtlinge: sie, die selbst nichts haben, schenkten meiner Tochter z. B. Luftballons. Ein kleines Mädchen kommt und hält uns eine Tafel Schokolade hin, die sie mit uns teilen möchte, weil wir ihrer Mama Strickwolle geschenkt haben.

Das sind Momente, die im Herzen einfach bleiben.

Als alle Wolle verteilt war, habe ich noch ein paar Kindern Glitzertatoos gemacht. Auch hier war meine Tochter eifrig am helfen.

4-DSCN5967 5-DSCN5971

In den letzten Tagen spricht sie sehr viel von den Flüchtlingen. Es macht sie sehr nachdenklich, was es für die Kinder bedeutet, alles zurück zu lassen. Wir reden viel darüber und heute erzählt sie mir vor dem Kindergarten, dass sie in ihrem Zimmer mal schaut, was sie alles nicht mehr braucht und was Flüchtlingskinder viel mehr brauchen könnten. Und auch ich durchforste meine Schränke und stelle fest, wie viel ich habe. Suche Dinge zusammen, die anderswo dringender gebraucht werden und bin von einer tiefen Dankbarkeit erfüllt, dass ich in einem solchen Land wie Deutschland leben kann.

Dass ich meine Kinder in friedlichen Zeiten großziehen kann, dass sie genug zu essen, zu spielen und vieles mehr haben. Dass sie ohne tiefe Ängste aufwachsen können.

Wer noch nie in einem Lager war, kann sich gar nicht vorstellen, was es bedeutet, dort leben zu müssen und wenn es nur für einige Wochen ist. In den Zelten stehen die Betten (drei Etagen übereinander) dicht an dicht. Es gibt keine Privatsphäre. Dazu kommen die Ängste und Sorgen, wie es Familien und Freunden geht, die man zurück lassen musste. Nie hat man Ruhe, es gibt keinen Platz, der nicht irgendwie belegt ist.

Und gleichzeitig sehe ich, wie viele Menschen sich dort einbringen. Jeder auf seine Art: beim Spielen mit den Kindern, beim Sortieren der Spenden oder bei der Ausgabe der Kleider. Es gibt so viel zu tun und zu organisieren und ich bin mehr wie beeindruckt, wie viele Menschen sich dort gerade engagieren.

Wir suchen also weiter Spenden und freuen uns über jeden, der unsere Aktion unterstützt. Und auch hier habe ich noch eine kleine Anekdote, die ich sehr rührend fand. Eine alte Frau bringt meiner Mama Stricknadeln vorbei und gibt ihr dann noch zwanzig Euro um Wolle zu kaufen, weil sie doch keine Wolle hat, aber sich vorstellen kann, wie gerne die Frauen stricken wollen.

Süße und vor allem auch nachdenkliche Grüße

Christine

 

 

{Farbe bekennen! Braun steht nur Kuchen gut} Oder: mal eben ein Flüchtlingslager mit Kuchen versorgt

12-DSCN5387

Manchmal spürt man ganz tief in sich drin, dass es an der Zeit ist zu handeln. Schon seit einigen Wochen dachte ich darüber nach, neben meinen üblichen Beiträgen über Kuchen, Basteln und Kinder auch meine Gedanken zu der Flüchtlingssituation in Deutschland zu posten.

Warum? Ich habe keinen politischen Blog. Ihr wisst, dass euch sonst an dieser Stelle Kuchen und ähnliches erwarten, oft garniert mit der ein oder anderen Anekdote von meinem kleinen Backfräulein und dem Bastelbub.

Nein, ich bin kein politischer Blogger, wohl aber ein menschlicher. Und deshalb möchte ich euch heute mit in die Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge in Lebach (für die meisten einfach Flüchtlingslager) nehmen. Denn dort waren ich und einige superengagierte Helfer heute Mittag und haben dort Kuchen in großen Mengen verteilt.

Wie es dazu kam?

Mir gehen momentan viele Gedanken durch den Kopf. Wenn ich sehe, wie das Internet von braunem Gedankengut überrollt wird, wird mir ganz anders.

Wenn ich an die Flüchtlinge denke, dann stelle ich mir vor, wie verzweifelt man sein muss, wenn man bereit ist sein Haus, sein Habe, manchmal seine Familie, seine ganze Existenz aufs Spiel zu setzen um sich auf eine Reise mit ungewissem, vielleicht sogar tödlichem, Ausgang zu machen.

Nein, an dieser Stelle so kurz vor der Flucht denkt sicherlich niemand daran, dass er jetzt einem Deutschen den Flachbildschirm klauen möchte oder sich irgendwo als Sozialschmarotzer niederlassen möchte.

Die Menschen wollen leben, in Frieden. Sie wollen eine Zukunft für sich und ihre Familien. Und wer von uns kann von sich nicht das selbe behaupten? Wir haben das große Glück, in einem Land zu leben, dem es wirtschaftlich gut geht, das politisch stabil ist. Das empfinde ich als großes Glück.

Viele der Menschen die hier ankommen, habe schlimme Dinge erlebt. Sie sind vor einem Grauen geflohen, das wir uns nicht einmal annähernd vorstellen können. Nun sind sie hier. In überfüllten Lagern, oft geplagt von Sorgen um die Zurückgelassenen, bei sich oft nicht viel mehr als ein Handy mit dem sie Kontakt nach Hause halten können und ein wenig Wechselkleidung.

Viele Menschen engagieren sich bereits für diese Menschen und setzen Freizeit, Kraft und viel Herzblut ein um vor Ort das Schicksal der Flüchtlinge erträglicher zu machen. Auch ich habe schon viele Sachenspenden abgegeben, doch da war das Gefühl mehr tun zu wollen.

Diesem Gefühl bin ich dann einfach gefolgt und hatte mit einem Mal vor Augen wie es wäre, mal eben ein Flüchtlingslager mit einer Kuchenspende zu überraschen?

Tag 1: Vergangenen Sonntag habe ich meine liebe Bloggerfreundin Andrea angeschrieben, die sich für Flüchtlinge sehr stark macht und auch sonst eine der engagiertesten Frauen ist, die ich kenne. Lesenswert ist ihr Blog Bachmichels Haus. Ihr erzählte ich von einem Gedanken, der mich zuvor einige Tage begleitet hat. Könnte man nicht einfach einmal spontan die Menschen im Lager mit Kuchen glücklich machen?

Ich traf nicht nur auf offene Ohren, sondern auf einen Menschen der das perfekte soziale Netzwerk hatte und so kamen schnell Andrea und Brigitte mit ins Boot, die sich im Lager bereits tatkräftig engagieren und deshalb auch gleich wussten, wer vor Ort wohl der richtige Ansprechpartner für die Idee war.

01-DSCN5351

Tag 2: Die Ideen sprudelten und so trafen wir uns gleich am nächsten Tag (nahmen Backbruder Reiner mit ins Boot dazu) und beschlossen, einfach gleich Nägel mit Köpfen zu machen und für freitags eine Kuchenaktion anzusetzen. Der Name der Aktion: Farbe bekennen – Braun steht nur Kuchen gut!

02-DSCN5353

Farbe bekennen!3

Tag 3-5: Ich begann in meinem Freundeskreis und in meinen sozialen Netzwerken nach Kuchenspenden zu fragen und hier geschah ein kleines Wunder. In kürzester Zeit erklärten sich über 50 Mädels und Frauen bereit für die Aktion zu backen. Freundinnen fragten Freundinnen, Mütter, Wandergruppen. Immer weiter ging die Welle der Hilfsbereitschaft. Und wir Planerinnen steuerten natürlich auch diverse Bleche bei.

Doch auch darüber hinaus fingen so viele Menschen in meinem Umfeld sich an zu engagieren. Manche unterstützten gezielt die Hebammen, andere überlegten was sie noch spenden könnten, wieder andere waren vor Ort dabei. Das alles zu erleben, war ein unglaublich schönes Gefühl.

Tag 6: heute: Kurz nach 14.00 Uhr trafen wir bepackt mit Kuchen satt im Lager ein, bauten Tische auf, hingen Schilder auf auf denen in verschiedenen Sprachen zu lesen war, dass es bei uns Kuchen gab (eine tolle Idee von Backschwester Andrea), spontan fanden sich vor Ort Helfer ein die direkt mit anpacken und auch von den Flüchtlingen waren direkt einige zur Stelle die helfen wollten. Auch das Backfräulein war zum Helfen dabei, hatte es gestern doch schon mit mir zahlreiche Muffins gebacken und dekoriert.

03-DSCN5354

Eine Spannung lag mit einem Mal in der Luft. Wir wurden beäugt und der Platz um uns füllte sich rasant. Einige von uns gingen mit Schildern zu den Zelten um auch dort von der Aktion zu erzählen.

FullSizeRender

Trauben von Kindern belagerten den Stand noch ehe der erste Kuchen aufgebaut war. Wow, das würde gleich rund gehen und ich war froh für jeden einzelnen Helfer.

Und dann ging es los: die Kuchen wurden aufgebaut und wir begannen mit dem Verteilen. Ihr könnt euch das nicht vorstellen: so viele Hände die sich euch entgegenstrecken und ein Stück Kuchen wollen. Egal welches: Hauptsache Kuchen! Von allen Seiten kamen die Menschen und einige Flüchtlinge halfen uns dabei, Ordnung in das Chaos zu bringen. Spontan fanden sich noch mehr Helfer ein und bald ging es routiniert zu, so dass wir Kuchen für Kuchen ausgeben konnten.

4

10-DSCN5381

45 Minuten und weit über 1000 verteilte Kuchenstücke später, war kein Krümel mehr da. Es war ganz einfach unglaublich. Wir hätten noch viel mehr Kuchen verteilen können. Und da das sicherlich nicht mein letzter Einsatz im Lager war, werden wir mit Sicherheit beim nächsten Mal noch einiges mehr dabei haben. Die Freude der Menschen, gerade der Kinder, wird denke ich auf den Fotos deutlich.

5 3 1 2

An dieser Stelle muss ich auch einfach ein ganz großes Dankeschön an all die Helfer, die Kuchenbäckerinnen und diejenigen loswerden, die da heute so tatkräftig mitgeholfen haben! Ohne euch wäre die kleine Idee, den Menschen mit einem Stück Kuchen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern nicht möglich gewesen.

Eine weitere kleine Hilfsaktion ist in dieser Woche dann auch noch gerade so mit entstanden: ich sammele jetzt Wolle, Strick- und Häkelnadeln für die Frauen im Lager, denn viele von ihnen würden sehr gerne handarbeiten. Solltet ihr da also zuhause noch ein paar Wollknäuel oder Nadeln haben, dann nehmt gerne Kontakt mit mir auf. Die Spendenlawine dafür startet gerade.

Wie anfangs gesagt: ich bin kein politischer Blogger, doch die Menschlichkeit, die ich heute erfahren habe, die möchte ich mit euch teilen.

Und gleichzeitig kann ich euch nur sagen: manchmal sagt ein Stück Kuchen mehr als tausend Worte!

Wie immer die süßesten Grüße für euch

Christine

P.S.: Solltet ihr unter dem Motto „Farbe bekennen – braun steht nur dem Kuchen gut“ einen Kuchen backen wollen, verlinkt gerne in einem Kommentar. Hier das Banner:

Farbe bekennen!3

P.P.S.: es gibt übrigens viele, viele Blogger die mittlerweile ihre Meinung zur Flüchtlingssituation bloggen. Wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich die tolle Aktion Blogger für Flüchtlinge. #bloggerfuerfluechtlinge

BFF_1508_ButtonBlau3-300x3001

WordPress › Fehler

Es gab einen kritischen Fehler auf deiner Website.

Erfahre mehr über die Problembehandlung in WordPress.